Nie mehr ausgebrannten Himmel

Wer bild 1von uns wurde nicht schon, von zum Beispiel Frank, auf den ausgebrannten Himmel oder andere Stellen des Bildes ohne Zeichnung angesprochen. Tja Frank, schlechte Nachrichten – damit ist es nun vorbei! Und das ohne komplizierte Bildbearbeitung! Dieser Artikel soll eine Einführung in und Heranführung an das Thema darstellen. Tiefergehende Beschäftigung mit dem Thema ist bei Interesse sinnvoll.

 

Was ist ein ausgebrannter Himmel und wieso entsteht er?

Die Natur ist Wahnsinn. Wer hat sich noch nicht ob bestimmter Fähigkeiten von Tieren oder Pflanzen verwundert die Augen gerieben. Das wäre uns in den kühnsten und phantasievollsten LSD-belebten Träumen nicht eingefallen. Auch wenn das menschliche Auge nicht der Star unter den Augen aller Lebewesen ist, ist es doch zu einigen Meisterleistungen in der Lage. An unterschiedlichen Stellen im Internet wird von 13 bis 14 Blendenstufen gesprochen. Dazu kommt die nicht unbeträchtliche Leistung des Gehirns, die Informationen, die unser Auge aufnimmt zu verarbeiten und in für uns erkennbare Bilder zu interpretieren.

Der Kamerasensor zeichnet die Informationen so auf, wie sie auf ihn treffen. Wenn also bei strahlendem Sonnenschein ein Baum im Gegenlicht fotografiert werden soll ist entweder der Himmel zu hell oder der Baum zu dunkel abgelichtet. Die Helligkeitsunterschiede zwischen Sonne und im Schatten befindlichen Teilen sind zu groß. Der Fotograf kann sich also entscheiden, auf die Zeichnung im Himmel oder die Zeichnung im Baum zu verzichten.

Beispielbild 1

Das Beispiel verdeutlicht das Problem. Um den Himmel korrekt zu beleuchten, musste eine Verschlusszeit gewählt werden, die nicht genug Licht auf den Sensor gelassen hat, um Zeichnung in den Baum im Vordergrund zu bringen.

 
Beispielbild 2

Hier nun der umgekehrte Fall. Der Vordergrund ist gut beleuchtet, der Himmel oben rechts ist einfach nur weiß, keine Zeichnung. Da ist auch beim Fotografieren im RAW nichts mehr raus zu holen, denn die Bildinformationen wurden von der Kamera gar nicht aufgenommen, stehen also nicht für die Bearbeitung zur Verfügung.

 

Natürlich, das Gegenargument von Frank, eine Belichtungsreihe aufzunehmen und am PC die jeweils richtig belichteten Teile zu einem Foto zusammen zu fügen, überzeugt, aber in diesem Beitrag soll es um die Aufnahme eines korrekt belichteten Bildes bei Situationen mit großem Dynamikumfang gehen. Viele Wege führen nach Rom – äh zum korrekt belichteten Bild – und ich habe die Verlaufsfilterabfahrt genommen. Ich hoffe, ihr folgt mir

Was ist ein Verlaufsfilter?

verschiedene FilterEin Verlaufsfilter ist eine Plaste- oder Glasscheibe, die unterschiedlich stark eingefärbt ist. Es gibt sie in verschiedenen Farben (z. B. Tabak oder Blau) ich will hier aber nur von den Grauverlaufsfiltern sprechen. Die Aussagen treffen natürlich für die verschieden gefärbten Filter auch zu. Verlaufsfilter gibt es nicht nur in unterschiedlichen Färbungen, sondern auch in unterschiedlichen Stärken und Verlaufsrichtungen. Das soll im Folgenden erläutert werden. Zur vertiefenden Beschäftigung mit dem Thema empfehle ich folgenden Thread im dslr-Forum: http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=835954 .


Es gibt Grauverlaufsfilter, die von oben nach unten langsam heller werden bzw. die Abdunklung konstant abnimmt. Diese werden soft edge genannt, da der Übergang weich ist. Diese Grauverlaufsfilter können bei Horizonten eingesetzt werden, die nicht flach sind, wo also z. B. ein Baum in den Himmel ragt. Der Baum wird dann zwar auch etwas abgedunkelt, aber nicht so stark, wie der Himmel darüber. Wenn es einen soft edge gibt, gibt es natürlich auch einen hard edge. Hier ist der Übergang von Abdunklung zum durchlässigen Teil abrupt. Typischer Einsatz ist Himmel am Meer, da hier der Horizont flach ist. Beide (soft und hard) haben die größte Abdunklung oben und die Abdunklung läuft zur Mitte hin aus. Anders beim Reverse-Grauverlaufsfilter. Hier ist die dunkelste Stelle in der Mitte und die Abdunklung läuft zum Rand hin aus. Wozu nun diese Variante noch? Ganz einfach, wenn sich die Sonne im Himmel sich nicht am oberen Rand des Bildes befindet, sondern wie oft bei Sonnenunter- und -aufgang in der Mitte des Bildes. Dann wird die hellste Stelle des Bildes (Sonne) am Horizont stärker abgedunkelt als die dunkleren Bereiche darüber. Das folgende Bild zeigt die drei verschiedenen Verlaufsfilterarten.

Da die Helligkeitsunterschiede zwischen den dunklen und den hellen Motivstellen nicht immer gleich sind, gibt es die Filter in verschiedenen Abdunklungsgraden. Ich habe Grauverlaufsfilter mit einer Abdunklung von 1, 2 oder 3 Blenden. Die Filter können miteinander kombiniert werden und dann eben 4 oder 5 Blenden Abdunklung erreichen. Das Risiko, welches man damit eingeht, ist eine Farbverschiebung des Bildes in den magenta-Bereich. Diese Verschiebung ist durch Bildbearbeitung korrigierbar. Ausgebrannte Stellen aber nicht. Hier habe ich mal ein Bild mit meinen hard-edge-Verlaufsfiltern, welche eine Abdunklung von einer, zwei bzw. drei Blenden haben.

 
 
 

Wie ermittle ich die benötigte Stärke?

Ich verwende Verlaufsfilter noch nicht lange. Meine Methode ist ganz einfach. Ich halte einfach einen vor das Objektiv und kucke mir das Ergebnis an. Manchmal mache ich verschiedene Aufnahmen mit verschiedenen Filterstärken und suche mir dann am PC die passende raus. Es gibt aber auch eine Methode, aus der sich die Filterstärke errechnen lässt:

Motivkontrast ermitteln:

  • Kamera auf Spotmessung einstellen
  • hellsten Punkt anmessen (Beispiel: Kamera zeigt 1/2000s bei Blende 8 - bitte nicht die Sonne anmessen)
  • dunkelsten Punkt anmessen (Beispiel: Kamera sagt 1/60s bei Blende 8)

Differenz ermitteln:

  • 1/2000 = Ist
  • 1/1000 = 1 Blende
  • 1/500 = 2 Blenden
  • 1/250 = 3 Blenden
  • 1/125 = 4 Blenden
  • 1/60 = 5 Blenden

5 Blenden sind gut und es muss nicht zwingend ein Grauverlaufsfilter eingesetzt werden, ein Verlaufsfilter mit einer Blende kann die Gesamttonalität allerdings positiv beeinflussen.

Beispielbilder

Die folgenden Bilder sind nicht bearbeitet, nur aus der Kamera auf den Rechner kopiert und verkleiner worden. Ich denke die Unterschiede, sind insbesondere im Himmel gut zu sehen.

Bild 6
1 Blende
bild_7
2 Blenden
bild_8
3 Blenden
 

Folgend jeweils ein Bild mit und ein Bild ohne Verlaufsfilter.

bild_9
bild_10

Ohne Filter.
Der Vordergrund ist sehr dunkel.

Mit Filter.
Der Vordergrund ist durch die Abdunklung des Himmels mit Hilfe des Verlaufsfilters heller. Leider habe ich hier einen mit hartem Übergang genommen (wieder mal nicht aufgepasst). Für das Aufzeigen des Effektes ist es denke ich ganz gut. Vorder- und Hintergrund sind richtig belichtet.

 
bild_11
bild_12

Ohne Filter.
Auch hier wieder ein zu dunkler Vordergrund

Mit Filter.
Diesmal den mit softem Übergang. Vorder- und Hintergrund richtig belichtet.

 
bild_13
bild_14

Ohne Filter.

Mit Filter -softer Übergang

Ich hoffe ich habe den ein oder anderen neugierig gemacht. Bei Interesse können weitergehende Fragen auf einem der nächsten Treffen erörtert werden.
Katja Pacholke