RetroAufbau kExtremmakrofotos per Retroadapter

...die umgedrehte Montage des Objektives an der Kamera.
Marko Bennin

 

Mit einem Retroadapter hat man in Verbindung mit einem Weitwinkelobjektiv eine extreme Vergrößerung.

Wer mit seinem Geld nicht haushalten muss, kann natürlich auch z.B. in Verbindung mit Canon Kameras das MPE-65 verwenden. Dieses Lupenobjektiv ist mit über 900€ nun nicht für jeden erschwinglich, ermöglicht aber eine Vergrößerung von 5x. Nun aber die gute Nachricht: in die Extremmakrowelt kommen wir auch schon für ein paar Euro. Wir nehmen einen Retroadapter mit dessen Hilfe wir unser vorhandenes Objektiv retro - also umgedreht - an unsere Kamera "schrauben".

 

Nun der Reihe nach:

Das umgedreht montierte Objektiv erzeugt eine starke Vergrößerung, dabei gilt: kurze Brennweite (Weitwinkel) erzeugt die größte Vergrößerung. So erreicht man mit dem Canon Kit-Objektiv 18-55mm in der 18mm Stellung einen Vergrößerungsfaktor von 4x - dies ist schon beeindruckend! Für die Fotografie mit einem Retroadapter sind Teleobjektive nicht geeignet.

 

Der Retroadapter hat auf der Kameraseite das entsprechende Bajonett (z.B. Canon  EF) und auf der anderen Seite ein Filtergewinde. So kann man das Objektiv dort anschrauben. Im Idealfall hat man die passende Filtergewindegröße am Adapter und dem Objektiv, ansonsten braucht man noch einen normalen Filtergewindeadapter. Die für ein paar Euro erhältlichen Retroadapter unterbrechen natürlich die elektrischen Verbindungen zum Objektiv. Autofokus ist sicherlich unwichtig bei der Makrofotografie, das nehmen wir gern selbst in die Hand, aber mit der Blendensteuerung moderner Objektive haben wir ein Problem, aber auch dafür gibt es eine Lösung...

 

Retroadapter montieren

 

Hier erstmal das Schema wie wir es zusammenbauen (Beispiel: EOS600D mit Kit-Objektiv 18-55mm):

Retroadapter EOS600d Fotoclub Neubrandenburg Marko Bennin


Man sieht im obigen Bild das umgedrehte Objektiv, dann den Retroadapter und die Kamera.
Alles zusammenschrauben - und los gehts...

 

Mit dem "Fingertest" vor dem Objektiv stellen wir schnell fest, das bei kurzer Brennweite der Schärfebereich sich kurz vor der Frontlinse befindet. Bei 18mm Brennweite sind es ca. 5cm. Um so weiter wir die Brennweite vergrößern ("heranzoomen") umso weiter wird der Abstand und die Vergrößerung nimmt deutlich ab. Dann spielt auch die Fokussierung - die Entfernungseinstellung - wieder eine Rolle. Einfach mal rumprobieren. Im Weitwinkelbereich, der extrem vergrößert, spielt die Fokuseinstellung am Objektiv kaum eine Rolle. Fokussiert wird über den Abstand zum Objekt. Ein Makroschlitten ist hier sehr hilfreich.

 

Blendensteuerung

 

Im Gegensatz zum AF, den wir ja - wie gerade besprochen - manuell übernehmen, haben moderne Objektive keine manuelle Blendensteuerung. Üblicherweise hat solch ein Objektiv nach dem Abnehmen vom Body "Offenblende", also den kleinsten Blendwert.  Dies hat natürlich den entscheidenden Nachteil der etrem kleinen Tiefenschärfe. Ein solches Beispiel sieht man im folgenden Foto eines Cent-Stückes - schön auch zu sehen wie schmutzig unser Geld ist:

 

Cent Retroadapter Fotoclub Neubrandenburg Marko Bennin

 

 Um eine größere Tiefenschärfe zu erreichen hilft es die Blende zu schließen (hohe Blendenzahl - kleines "Loch"). Wie machen wir es nun mit einem elektrisch gesteuerten Objektiv? Man kann sich einen Retroadapter mit elektrischer Steuerung kaufen: ca 300€, oder wir machen folgenden Trick:

 

Blende einstellen bei Canonobjektiven der EF Serie:

 

1. Objektiv normal ansetzen,
2. z.B. im M-Modus die Blende auf den gewünschten Wert stellen,
3. die Abblendtaste drücken (kleiner Knopf unterhalb des Objektivauslöseknopfes) und festhalten, mit einem weiteren Finger den Objektivwechselknopf drücken und ("...mit der vierten Hand") das Objektiv abnehmen.
Nun ist die Blende "gespeichert" und das Objektiv kann nun repro montiert werden.
Ja klar, dies ist nicht optimal - aber eine Möglichkeit.
Blende 22: eine Tielfenschärfe von 10mm läßt sich bei 35mm (Retro-) Objektiv erreichen - viel Licht ist nun natürlich nötig...

 

Fremdobjektive verwenden

 

Eine kostengünstige Alternative bieten uns "alte" Objektive mit manueller Blende. Entweder man schaut mal ins eigene Museum oder findet für kleines Geld was in der "eBucht" oder auf dem Flohmarkt seines Vertrauens. Das Schöne ist: der Kameraanschluss ist in der Verwendung als Retroobjektiv "Wurst"! Ob M42, PK, FD... egal, hauptsache kurze Brennweite und ein Filtergewinde vorn, das wir (evtl. über Adapter) an unseren Retroadapter andocken können.

 

Licht

 

Hier noch ein Tipp, mit USB-LED-Leuchten mit Schwanenhals (Tedi 2€) kann man Objekte gut ausleuchten. Diese schließen wir entweder am danebenstehenden Laptop an, oder an ein USB-Netzteil oder an eine USB-Powerbank an. Letzteres ist natürlich mobil einsetzbar und hält mit einer LED-Lampe eine kleine Ewigkeit.

 

Hier der Beispielaufbau:

Retroadapter der Versuchsaufbau, Fotoclub Neubrandenburg, Marko Bennin

 

Das Geldstück wird durch die "Dritte Hand" gehalten (wird auch Löthilfe genannt und kann man u.a. bei Elektronikhändlern wie Pollin, Reichelt oder Conrad beziehen). Beleuchtung dorch eine Schwanenhals-LED Lampe. Die Kamera steht mit dem umgedreht montiertem Objektiv auf einem Makroschlitten. Das Ganze auf einen Kugelkopf...

 

Dann mal viel Spaß bei den Erkundungen in der Makrowelt!

 

Übrigens lässt sich die Vergrößerung durch Zwischenringe oder einem Balgengerät noch weiter steigern. Ober man schraubt alle Zwischenringe und das Balgengerät hintereinander.....

 

 

Hier noch Beispielfotos:

 

Retro 55mm 22 Marko Bennin

Kit-Objektiv 18-55mm Canon mit Retroadapter auf EOS600D. Brennweite 55,

Blende auf 22 eingestellt, Beleuchtet mit zwei USB-LED-Lampen belichtet

mit 1/5 sek (ISO400)

 

Nun mit Brennweite 18:

Retro 18mm 22 Marko Bennin

bei 18er Brennweite und Beleuchtung wie oben, Blende 22,

mit 1/2,5 sek belichtet (ISO400)

 

Nun noch einen kompletten Satz Zwischenringe dazwischen:

Retro 18mm 22 zwischenringe Marko Bennin

Am Body der EOS600d zuerst ca. 65mm Zwischenringe angeschlossen, daran

der Retroadapter mit dem Objektiv. Brennweite 18mm, Blende 22,

ISO 400, 1/1,3 sek.

 

Als Beispiel musste eine 2 Cent Münze herhalten. Abgebildet sind die

unberabeiteten Vollbilder, hier für die Darstellung im Internet auf

jeweils 500 pixel zusammengeschrumpft wurden.